
Terrorattentats-Attacken bei Schwermetall-Musikkonzerten, Bombendrohungs-Szenarien während der Herrschaftszeit von König Fußball – Soll der Mensch heutztage noch auf öffentliche Veranstaltungen gehen, wo doch allem Anschein nach der Terror regiert? Sollte man dem Wunsch nachgeben, den traditionellen christlich-abendländischen Bräuchen und Gepflogenheiten nachzugehen und die heimatlichen Weihnachtsmärkte aufzusuchen, wo sich doch auch hinter jedem weißen Rauschebart ein detonationsgeiler Albino-Gotteskrieger stecken könnte? Ich hab es mal getestet. Und ich habe überlebt – zwar nur knapp – aber ich lebe noch.
Der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz war sogar übervoll – und nicht nur der. Durch die Speckgürtel der Handelszone mit Massen an mandeläugigen Migranten, die mit dem Verkauf von Strickwaren wie Mützen und Schals sowie mit Handschuhen und Co. den schenkwütigen Weihnachtsdeutschen versuchen wollen, kämpfte man sich in den mittleren Ring des weihnachtsmärkt’schen Kulturzentrum. Zwischen diesem Standspalier aus Punsch- und Glühweinständen, die sich mit Gebäck- und Bratbuden sowie Volkskunst-Hütten abwechselten, wogte der grog- und glühweinschwangere Antiterror-Demonstrationszug umher. Die sichtlichen Unordnung, die den Anschein vollkommener Verwirrung erweckte, hätte jeden Todesboten sein Vorhaben vergessen lassen. Ob das der Plan war?
Zwischen Tausenden von Terror-Trotzern und Lebensbejahern ging kaum ein Bratapfel zur Erde und Muttis mitgeschleppter vierbeiniger Liebling brauchte im Nachgang neben einer Beruhigungs-Pille auch noch ein oder zwei Packungen Fleckensalz, um die klebrige Feuerzangenbowle wieder aus dem Pelz zu bekommen. Diese hatte sich nämlich mit allerlei Zuckerguss, Fressalienkrümeln und Soßenresten in Fiffis Fell zu einer wasserabweisenden Beschichtung verbunden.
Im weihnachtsmärktischen Vergnügungszentrum und dem gleichzeitigem kulturellen Brennpunkt angekommen, in dem sich Vollvermummte in Wolle, Pelz und Daunen – oder wahlweise in Jakob-Wolfshaut-Jacken – dicht gedrängt gegenseitig zu wärmen schienen, konservenmusizierte sich ein mehr oder minder stimmsicheres Volkslied-Schlager-Sternchen jenseits des Karriere-Zenits mit Songs aus Omas Musiktruhe in die Lebkuchenherzen des glüh(wein)enden Auditoriums.
Zwischen den zahllosen Langosch-Lutschern und Volkskunst-Fans waren vereinzelt richtiggehende Kuriositäten zu erspähen:
Rudolf, das rotnasige Schwanktier, das mit dem Gewürznelken-Strauß im Atem eine Feuerzangenbowlonaise anzetteln wollte, der Disco-Foxtrottel mit der Blinkbommelmütze, der nach dem zwölften steifen Grog und der vierten missglückten Pirouette laut gröhlend fast Mamorstein und Eisen in die Reisig-Rabatte gebrochen hätte, Zwerg Säufernase mit den runden Schuhen, der im Rentierpulli wohl eine finnische Polka mit der Bratapfel-Mamsell anzetteln wollte, die ihm aber – passend zum feilgebotenen Produkt selbst kugelrund und rotbackig glänzend – ein glühweinschwangeres „Lasssmischnn Ruhe!“ entgegen zischte.
Kurzum:
Die Advente wurden gefeiert wie zu jedem Jahr.
Vergessen – spätestens nach dem dritten Glühwein – alle Terrorgefahr.
Es lebt die christlichen Völlerei in Erwartung des Herrn.
Oh, Weihnacht, oh, Christkind, wir haben Dich gern.
(auch erschienen beim WochenENDspiegel)