
Seid Ihr ihm auch schon erlegen – diesem betörenden Charme älterer Motorräder?
Es ist seltsam, diese Entwicklung bei mir zu bemerken, aber je älter ich werde, umso weniger holen mich die neuen „Öfen“ der verschiedenen Motorrad-Hersteller hinter dem Ofen hervor.
Dabei geht es nicht einmal darum, dass ich ein bekennender V2-Fan und noch dazu „Yamaha-minded“ bin. Im Gegenteil: Mich können auch drei oder mehr Zylinder faszinieren, Chopper, Naked Bikes und Supersportler verschiedenster Marken. Da bin ich recht offen.
Ich bin auch kein Technologie-Verweigerer. „Ganz im Gegentum“, würde Fred Feuerstein sagen. Es ist faszinierend, diese ganzen Spielereien und Fahrassistenz-Systeme zu sehen.
Für mich kommen solche Bikes inzwischen aber nicht mehr in Frage.

Als Kind und Jugendlicher faszinierten mich die brandneuen Motorräder von Suzuki, Honda, Yamaha, Ducati und Co. mit ihren gigantischen Werten und deren Design. Heute ist es eher rein die Formsprache, die mich anspricht. Der letzte Supersportler, der mich wirklich begeistert hat, ist die Ducati Panigale. Die letzte mich erregende deutsche Maschine war immerhin die BMW R nine T.
Den Hype um ein sauteures mittels Kompressor aufgeladenes Bike, das eher ein Transformer von Hasbro als ein Renn-Eisen von Kawa sein könnte, werde ich im Leben nicht verstehen.
Die Zunahme dieser Hybrid-Bikes, der eierlegenden Wollmilchsäue auf zwei Rädern, die sich dann Crosstourer nennen, irritiert mich. Weder Fisch noch Fleisch haben sie sogar häufig noch Automatik-Getriebe.

Youngtimer, Oldtimer – zeitlose Motorräder mit Charisma
Da lobe ich mir den ellenlangen Motoren-Klotz einer Honda CBX 1000 oder einer Benelli Sei, die ohne augenwischende Abgasnorm noch werksseitig wunderschöne Auspuffanlagen mit einem irren Sound bekamen, bei dem sich die Haare am Körper um einen Stehplatz drängeln.

Da geht mir bei einer liebevoll restaurierten Honda CB 450 das Herz auf, wenn ich den hochglanzpolierten Chrom überall blitzen sehe und jede Kühlrippe dieses Zweizylinders mir das Gefühl des Fahrtwindes ins Hirn malt, den man auf diesem kleinen aber feinen Cruiser zu spüren bekommt. Das zwar weit weniger als auf einer Yamaha MT-10 mit 160 PS, dafür aber mit meines Erachtens weitaus mehr Charisma.

Aber alles hat seine Daseinsberechtigung. Die Modelle und deren Verkaufszahlen sprechen definitiv dafür. Und polarisierend sind die Motorräder allemal. Ebenso floriert ja das Geschäft mit dem Customizing ab Werk. So findet wohl jeder sein Moped.
Ich schaue inzwischen jedoch wesentlich interessierter auf den Markt für Gebrauchte und dort auf betagtere Maschinen.

Ich mag an Motorrädern deren Charakter, das Schöne und Polarisierende und inzwischen – so mit dem Alter – mag ich das Alte, auch das, was in meinen Kindertagen schon alt war.