
Am letzten Wochenende, vom 16. bis 18.06.2017, fand die ADAC Sachsenring Classic statt, die im Zeichen des 90. Geburtstags der legendären Rennstrecke stand.
Noch größere Legenden hatten sich als Gäste und Fahrer angekündigt: Giacomo Agostini, Phil Read, Dieter Braun, Marco Luchinelli, Steve Baker, Johnny Cecotto, Carlos Lavado, Carl Fogarty, Freddie Spencer, Kevin Schwantz, Peter Rubatto und und und. Allesamt Helden meiner Jugend und zum Großteil in meiner Kindheit oder gar in der meiner Eltern schon Legenden.

Viele Größen des ostdeutschen Motorradrennsports wie Heinz Rosner und Stefan Tennstädt waren ebenfalls am Sachsenring am Start – und natürlich auch die Erben der DDR-Formel- und -Tourenwagen-Szene.

Auch der Hohenstein-Ernstthaler Dirk Heidolf, ehemaliger 250er-WM-Pilot, fuhr eine Moto2-Maschine von MZ. Auf Anthony Wests Maschine, mit der der Australier 2010 in der Moto2-Weltmeisterschaft antrat, startete Dirk bei den Läufen der Klasse MZ-RE/HB-Sonderklasse. Peter Rubatto zirkelte ein WM-Motorrad der Zschopauer Kult-Marke um den Ring, mit dem Max Neukirchner 2011 sein Moto2-Debüt als Teamkollege von Anthony West bestritt.

Eine sensationelle Sound-Kulisse bot sich den Besuchern bei der Präsentation der legendären Marke MV Agusta in der Boxengasse. Da trugen selbst die gestandenen Helden von einst, die inzwischen gewiss nicht mehr die besten Ohren haben, einen Gehörschutz.

Tosender Jubel und gellende Pfiffe übertönten den ohrenbetäubenden Motorensound, als Giacomo Agostini, Phil Read, Marco Luchinelli und andere Größen auf den roten Schönheiten Platz nahmen, um ihre Runden auf dem so geschichtsträchtigen Jubilär zu drehen.
So nebenbei sei erwähnt, dass „Ago“ es vorzog, am Freitag sein ureigenes Jubiläum, seinen 75. Geburtstag, unter Rennfahrer-Freunden und -Kollegen am Sachsenring zu feiern statt daheim in Italien.

Faszination Sachsenring bei Alt und Jung
Die immense Vielzahl an großen Namen, die Vielfalt der zweirädrigen und automobilen Renn-Serien und die unzähligen verschiedenen Fabrikaten machte es mir nahezu unmöglich, überall dort zu sein, wo es etwas zu sehen gab oder wo etwas passierte. (Da fällt es einem zur MotoGP schon wesentlich leichter, seine Faszination zu kanalisieren.)

Und sicherheitshalber fotografierte man zu ADAC Sachsenring Classic besser jeden Senioren, der nicht offensichtlich wie ein Fan gekleidet war. Hinter jedem dieser vom Leben gezeichneten Gesichter konnte sich ja ein Name wie zum Beispiel Phil Read, Heinz Rosner oder Bosse „Bo“ Granath verbergen.

Die 2017er Sachsenring Classic war meines Erachtens eine durchweg gelungene Veranstaltung. Auch wenn man bei den Wetterkapriolen am Freitag noch die Befürchtungen haben musste, dass alles ins buchstäbliche Wasser fällt. Am Samstag zeigte sich Petrus bereits wesentlich wohlgesonnener und gab am Sonntag dann sein Bestes. Mehr als 50.000 Besucher kamen an diesem Wochenende zur Geburtstags-Sause an den Sachsenring, am Samstag 20.000 und am Sonntag 25.000 Besucher – so die offiziellen Zahlen.

Außerhalb des Fahrerlagers 1 schien das Event irgendwie mehr eine Veranstaltung für die Fahrer als für die Besucher zu sein, hatte das alles dort in seiner Unordnung doch teilweise eher den Charakter eines großen Auto- oder Motorradtreffens als den einer Motorsport-Großveranstaltung. Das könnte man zumindest im Vergleich zum MotoGP-Zirkus oder zur WorldSBK so sehen.
Ich denke, es war eben mehr das Flair der Rennsportveranstaltungen, wie es wohl früher einmal gewesen sein muss. Man ist Kontrahent und trotzdem zugleich befreundet. Man sitzt neben diesen Freunden im Wohnwagen mit dem Pavillon und nicht im Motorhome, aus dem man zum Essen in die Hospitality geht. Aber gerade das alles machte für mich den Geist und den Charme dieser Veranstaltung aus.
Schade fand ich nur, dass am Sonntag schon weit vor Veranstaltungsende viele der Fahrer und Teams abgereist waren.